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lichen Kirchen übersehen können. Andere besuchenswerte Punkte sind
die Georgs-Marienhütte und Iburg südlich von Osnabrück, der
Piesberg und die Karlssteine nördlich von der Stadt; denn alle
diese Orte gewähren liebliche Aussichten, annähernd wie in Thü-
ringen.
Aus der Georgs-Marienhütte sind mehrere Hochöfen in Thätigkeit,
die das Eisen verschmelzen, welches aus den Bergen zwischen hier und
Kloster Oesede gewonnen wird; die Steinkohlenflöze bei Iburg liefern
das nötige Brennmaterial für den Hüttenbetrieb. Iburg war ehemals
eine auf steil abfallender Felshöhe gelegene Burg, in welcher von 1073
bis 1661 die Bischöfe von Osnabrück wohnten, und unter deren
Schutze der Flecken Iburg sich allmählich entwickelt hat. Das jetzige
Schloß dient als Amthaus.
Der Piesberg, eine Stunde nördlich von Osnabrück gelegen, ist
reich an Steinkohlen, die sich auszeichnen durch ihren metallähnlichen
Glanz und durch die große Hitze, welche sie beim Brennen entwickeln.
Die Steinbrüche des Piesberges liesern bunten Sandstein. Von dem
Piesberge nur durch die Bramsche? Landstraße geschieden, ziehen sich
in östlicher Richtung die Hohneberge hin, die wegen der „Karlssteine"
im Hohnewalde von Altertumsfreunden vielfach aufgesucht werden.
Diese Karlssteine bilden ein längliches Viereck, etwa 6 in lang und
4 m breit, und sie bestehen aus mehreren kleinen Trägern, aus denen
drei größere Decksteine ruhen, welche früher nur einen Stein gebildet
zu haben fcheinen. Gleich den Steinhäusern bei Fallingbostel und
den Steindenkmälern aus dem Giersselde im Kreise Bersenbrück sind
diese Karlssteine wohl als Hühnenbett der Ureinwohner des Landes
anzusehen. Über die Zerteilnng des Decksteins geht folgende Sage:
Karl der Große traf einst in der Waldesfchlncht am Hohneberge
den heidnischen Sachsenherzog Wittekind. Kaiser Karl bernst sich aus
die hohe Wunderkraft seines Glaubens und will den Sachsensürsten
dadurch bewegen, das Christentum anzunehmen. Da antwortet Witte-
kind: „Wenn dein Gott so mächtig ist, so bitte ihn um Beistand,
und zerschlage mit deiner Haselgerte diesen großen Stein, dann will
ich an seine Macht glauben." Karl schlägt voll gläubiger Hoffnuug
mit der Gerte auf die Felsplatte, und siehe da, sie zerspringt in drei
Stücke. Das macht einen so gewaltigen Eindruck aus den Sachsen-
herzog, daß er gleich daraus sich taufen läßt.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl
59
Und um mich klang es so froh und hehr
Und über mir tagt es so helle.
Und unten brauste das ferne Wehr
Und der Weser blitzende Welle.
Wie liebender Sang aus geliebtem Mund
So flüstert es rings durch die Bäume,
Und aus des Thales offenem Grund
Begrüßten mich nickende Träume."
Hier oben auf dem Klüt fjalten auch wir Rast unter dem
schattigen Laubdache eiuer alten Eiche oder Buche, und nickende Träume
begrüßen auch uns.
Da wird es lebendig in den Klöstern, Burgen und Thälern des
Wesergebietes, und wir sehen die gelehrten Mönche in einsamer Zelle
in Kunst und Wissenschaft sich vertiefen und andere mit sorgenschwerem
Angesichte sich rüsten zu weiter Reise, um als Glaubensboten fremde
wilde Länder aufzusuchen, von wo es vielleicht keine Wiederkehr giebt.
Zu ihnen gehörte Ansgar, der Apostel des Nordens.
Aus dem Burgen erproben die Ritter im Turniere gegenseitig Kraft
und Gewandtheit, oder sie erjagen in den unwegsamen Wäldern Bären
und Wölfe; aber zur Zeit des Faustrechtes etwa im Jahre 1250
reiten sie leider auch als gemeine Wegelagerer hinunter von ihren Burgen,
um die vorüberreisenden Kaufleute zu überfallen und zu berauben.
Die Bewohner der Thäler, die tapferen Sachsen mit den langen,
blonden Haaren, bekleidet mit dem über Kopf und Schulter geworfenen
Bären- oder Ochsenfelle, kämpfen in heißem Glaubenskampfe mit den
Franken, welche 772 unter Karl dem Großen ihre Eresbnrg an der
Diemel zerstört und ihre Jrmenfäule, diesen riesenhaften Baum, welcher
nach ihrem Glauben das Weltall trug, umgestürzt hatten.
Und wir sehen die Stadt Hameln zu unseren Füßen im Jahre
1284 von Ratten und Mäusen heimgesucht. Ein wunderlich aus-
sehender Abenteurer aus fernen Landen, mit der Hahnenfeder auf
dem Hute und der Querpfeife in der Tasche, erscheint als Netter in
der Not. Hohen Lohn versprechen ihm die hart geplagten Bürger
für die in Aussicht gestellte Befreiung von jenen unheimlichen Gästen,
und siegesgewiß bläst er auf feiner Querpfeife seltsame Melodieeu.
Da, o Wunder, versammeln sich alle Ratten und Mäuse um ihn,
und er führt den ganzen Haufen in die Weser dein sicheren Tode
entgegen. Aber weil die Bürger wortbrüchig ihm seinen Lohn ver-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Ansgar Apostel Karl_dem_Großen Karl
54
Eine zweite Sage von Wittekind lautet: Obgleich Wittekind seinem
Pferde die Hufeisen verkehrt hatte unterlegen lassen, um seine Ver-
folger irre zu führen, so ist ihm trotzdem Karl der Große einstmals
nahe auf den Fersen. Da wird der fliehende Wittekind unglücklicher
Weise gerade durch einen breiten Graben aufgehalten; in dieser 9cot
ruft er seinem Hengste vertrauensvoll die aufmunternden Worte zu:
„Hengstchen, spring awer,
Kriegst'n Spint Halver,
Springst im nicht awer,
Freten mi und die de Rawen!"
Mit gewaltigem Sprunge setzt darauf das mutige Tier über das
Hindernis hinweg, und Wittekind ist gerettet.
Die Stadt Osnabrück in dieser sagenreichen Umgebung hat ein
hohes Alter; denn schon um das Jahr 800 ließ Karl der Große hier
einen Dom bauen, um welchen bald viele Ansiedelungen entstanden,
die im Laufe der Zeit durch Gräben, Wälle und Türme geschützt
wurden. Von den alten Befestigungswerken stehen am Walle noch
vier Türme, uuter denen der sogenannte Bucksturm, im welchem selbst
kriegsgefangene Grafen und Fürsten jahrelang eingesperrt wurden, der
merkwürdigste ist.
Das Rathaus enthält im Friedenssaale die Bildnisse der Fürsten
und Gesandten, die hier im Jahre 1648 den westfälischen Frieden
abschlössen, welcher dem dreißigjährigen Kriege ein Ende machte.
Über dem Eingange zum Rathause ist das steinerne Standbild Karls
des Großen inmitten acht anderer Kaifer angebracht, ihm zur linken
Seite steht Kaiser Wilhelm I. und zur rechten Friedrich Barbarossa.
Jetzt ist Osnabrück mit 40000 Einwohnern in der Provinz Han-
nover die zweitgrößte Stadt, und Handel und Gewerbe stehen hier in
hoher Blüte.
Aus dem Osnabrückschen wird uns viel Pumpernickel geliefert
und der berühmte, westfälische Schinken; das Wort Schinken wird aber
von den Bewohnern dieser Gegenden Skinken gesprochen nach ihrer
Gewohnheit, das sch in sk umzuwandeln.
Eine Eigentümlichkeit des Landkreises Osnabrück bilden die vielen
Kolonate, das sind einzelne Gehöfte, deren Häuser an der Giebelseite
meistens grün oder blau bemalt sind, und deren Besitzer Kolone ge-
nannt werden.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl_der_Große Karl Karls Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
Die nichtdcutschen Länder Europas.
23
Zli beiden Seiten der untern Loire treffen wir das
erfie und größte Tiefland, von alters her als fruchtbar
bekannt; das Südmde desselben bezeichnen die Städte
Bonrges und Poitiers (Karl Martell 732). Das zweite
Tiefland breitet sich um die mittlere und untere Garonn e
ans, weiureich an den Ufern des Flußes, uach W. hin ein
Sumpf- und Haidegebiet (les Landes) mit dünner, ärmlicher
Bevölkerung. Das kleiuere Tiefland der unteren Rhone
endlich ist eine einförmige, von Natur dürre, staubige Ebene
mit Kalkunterlage, so weit sie aber künstlich bewäßert werden
kann, reich an Wein, Öl- und Maulbeerbäumen.
Der Vorzng, den Frankreich durch sein überaus günstig
gegliedertes Flußnetz vor den drei südeuropäischen Halbinseln
voraus hat, wird noch erhöht durch einen großen Reichthum
nn Canälen.
§. 23. Klima und Producte. Im allgemeinen
gilt das in der 2. Lehrst. (§. 24) von der mitteleuropäischen
Zone gesagte. Nur mag hinzugefügt werden, daß Frankreich
an edlen Medalleu arm, an Eisen und Kohlen nur mäßigen
Reichthum besitzt. Trotzdem ist hier die Industrie, besou-
ders in Seiden-, Baumwollen- und Wolleuwaaren, Glas-,
Stahl- und Schmucksachen weit bedeutender, als in den bisher
betrachteten europäischen Ländern. Diese Gewerbthätigkeit in
Verbindung mit dem Ackerbau, der Obstcultur und
Viehzucht im N., dem Weiub au und der Sei den zu cht
in der Mitte und ims., ermöglicht eine reiche Ausfuhr; Lyo u er
Seide, Pr ov ene er-Öl, Champagner-, Burgunder-
und Bordeauxweine sind weltbekannt.
§. 24. Bevölkerungsverhältnisse. Schon vor
dem Beginn unserer christl. Zeitrechnung war Frankreich von
Gelten bewohnt, denen es den Namen Gallien verdankt.
In unruhiger Partei- und Händelsucht riefen die Gallier
selbst die Römer (Cäsar) ins Land, und dieseu gelang die
Eroberung so rasch und so vollständig, daß schon im 2. Jahrh.
uach Chr. fast überall lateiuifch gesprochen wnrde. Heute
wohnen unvermischte Celten, etwa 1 Mill., nur uoch iu der
Bretagne. — Seinen gegenwärtigen Namen verdankt Frank-
reich dem von O. her eingewanderten Volksstamm der
Franken, die unter ihrem König Chlodwig (486) der
Römerherrschaft ein Ende machten; ans die Sprache hat
jedoch die fränkische Eroberung nur geringen Einfluß geübt;
-es hat sich vielmehr die französische Sprache, wie die der
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Martell Karl Cäsar Jahrh Chlodwig
Extrahierte Ortsnamen: Europas Poitiers Frankreich Frankreich Frankreich Gallien
76
8-
7) Das Frankenrekch.
Als die Franken seit dem 4. Jahrhundert sich Galliens zu be-
mächtigen ansingen, bestanden sie aus zwei Hauptstämmen, den sa-
li sch en und ripuarischen Franken, unter mehren Häuptlingen
oder Königen. Einer derselben, Chlodwig!. (Ludwig), ein Mann
von vieler Thatkraft und Klugheit, der sich aber auch leicht Verbre-
chen erlaubte, wenn sie nur als Mittel zur Erreichung seines Zwek-
kes dienten, vereinigte nach und nach die meisten der Frankenstämme,
und gilt darum als Stifter des Frankenreiches. Bei Soissons
(486) besiegte er den Syagri us, der in Gallien einen Schatten der
römischen Herrschaft — auch nach ihrem Untergange in Italien —
aufrecht erhalten hatte; und bei Zülpich (496) die Alle mannen,
die er, wie auch die Thüringer in der Mitte Teutfchlands, und
die Burgunder zinsbar machte. In Folge der Schlacht bei Zül-
pich nahm Chlodwig das Christenthum an,, und wurde zu
Rheims mit vielen der Seinigen getauft (das Alflaschchen). Auch
die Westgothen drängte er größtentheils aus Gallien nach Spa-
nien. E So hinterließ er bei seinem Tode (511) ein Reich, das sich
fast über ganz Gallien und einen großen Theil von Teutfchland
erstreckte. Unter seinen Nachfolgern, von Merovich, einem ihrer
Ahnherren, die Merovinger genannt, war das Reich bald ver-
eint, bald vielfach getheilt (Austrasien, der östliche, Neustrien,
der westliche, Aquitanien, der südliche Theil des Frankenlandes).
Hauptsi'tze waren Paris, Orleans, Soissons. — Übrigens
versanken die Merovinger in Sinnenlust, Laster und Trägheit,
und thaten bald nichts mehr als essen und trinken, und alljährlich
aus ihrer Pfalz auf einem Ochsenwagen zur Versammlung des Vol-
kes auf das Märzfeld zu fahren, um doch ein Zeichen des Lebens
zu geben. Statt ihrer regierten ihre Hausmeier (die majores
domus, wohl ursprünglich nur Aufseher über die königlichen Leute
und Güter), die bald alle Macht und alles Ansehen besaßen, beson-
ders als jene Würde in der ausgezeichneten Familie der Pippine
erblich wurde. Hierher gehören Pippin von Landen, Pippin
von Heristal; der gewaltige Karl Martell oder der Streit-
hamm e r, der bei T o u r s (732) die aus Spanien vordringenden Araber
zurückschlug. Unter seinem Sohne Pippin dem Kurzen ward
beim Papste Zacharias angefragt, wer König zu sein verdiene, ob
der, welcher nur den Namen eines Königs führe, oder der, welcher
die Geschäfte desselben verrichte? Der Papst sprach nach dem allge-
meinen Wunsche; auf einer feierlichen Versammlung zu Soissons
(752) entband der heilige Bonifacius, der Apostel der Teutschen,
Erzbischof von Mains, die Franken des Eides der Treue. Diese
erhoben dann Pippin auf einem Schilde empor, zum Zeichen, daß
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Extrahierte Personennamen: Chlodwig Ludwig) Ludwig Chlodwig Chlodwig Merovich Pippin Pippin
von_Heristal Pippin Karl_Martell Karl Pippin Zacharias Apostel Pippin
81
dem Ewigen nicht mehr genügen, und erregt daher das Bedürf-
nis nach etwas Bessern. In beiderlei Hinsicht ist der Islam als
eine der Vorbereitungen zu betrachten, welche die Vorsehung
trifft, um alle Völker, jedes zu seiner Zeit, zu dem Vollkommenen
ün Christenthume heranzubilden.
8- 61.
Karl der Große.
Karl der Große (768—814), anfangs mit seinem Bruder
Karl mann zugleich regierend, nach dessen Tode aber (771) nachdem
Willen der Großen alleiniger König des Frankenreiches, ist einer jener
außerordentlichen Menschen, die unsere Bewunderung und unfern
Dank zugleich auf sich ziehen, und deren Fehler und Schwächen man
bei ihren überwiegenden Verdiensten gern vergißt. Ausgezeichnet
als Krieger, 'Regent und Mensch faßte er zuerst den großen Gedan-
ken, die teutschen Stämme durch Religion, Gesetze und Negierung zu
vereinen, und durch Ausbreitung des Christenthums die Gesittung
unter ihnen fest zu gründen.
Die tapferen, noch heidnischen Sachsen, damals der kräftigste
und ausgebreitetste teutsche Volksstamm neben den Franken, gaben
darum Karl dem Großen durch ihre Fehde- und Naubzüge, die sie
nach alter Sitte in das fränkische Gebiet unternahmen, willkomme-
nen Anlaß zum Kriege, der unter manchen Unterbrechungen bei dem
hartnäckigen Widerstande der Sachsen und der oft nothwendigen
Anwesenheit Karls in anderen Theilen des Reichs, dreißig Jahre
(772—803) lang dauerte (diejrminsäule, die Eresburg, Karls
blutige Rache bei Verden). Erst nachdem die tapferen Herzoge
Wittekind und Albion sich taufen ließen (785), und ganze Schaa-
ren von Sachsen über den Rhein verpflanzt worden waren, kam der
Vergleich zu Selz (803) zu Stande, nach welchem sich die Sachsen
unterwerfen, das Chriftenthum annehmen, und mit den Franken
ein Volk ausmachen, auch keine weiteren Abgaben zahlen sollten als
den Zehenden zur Erhaltung der Geistlichen, Kirchen und Schulen.
Während des Sachsenkrieges hatte der rastlos thätigekarl noch
viele andere Kämpfe zu bestehen. Der Papst Hadrian I. rief ihn
gegen Desiderius, den König der Longobarden, zu Hilfe, als
dieser in den Kirchenstaat einsiel. Karl kam, eroberte Pavia und
wurde König der Longobarden, indem der gefangene Deside-
rius in ein Kloster ging (774).
Von unzufriedenen Arabern selbst gerufen, zog der ritterlich-
fromme Karl 778 über die Pyrenäen, und eroberte im Kampfe
gegen die Moslemin Spanien biszumebro (spanischemark).
Aber auf der Heimkehr wurde der Nachzug in den Engpässen der
Pyrenäen von den Bergbewohnern überfallen, wo viele der Ta-
pfern blieben, vor Allen Roland, der gefeierte Held der Sage, und
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karls Karls Karl Karl Karl Roland
Extrahierte Ortsnamen: Christenthume Sachsen Sachsen Karls Eresburg Karls Sachsen Rhein Sachsen Pavia Spanien
87
Familie verblieb, so lange man sie für tüchtig hielt. Konrad lenkte
sterbend edelmüthig die Wahl auf seinen Feind, den mächtigen Herzog
von Sachsen,
Heinrich I. (918—936), weil er allein tüchtig schien, die
übermüthigen Großen im Zaume zu halten, und Teutschland gegen die
verheerenden Raubzüge der Ungarn zu retten. Beides that der
große Heinrich mit vieler Klugheit und Kraft. Gegen die Un-
garn legte er feste Plätze an, begabte sie mit vielen Vorrechten und
ward auf diese Weise einer der Gründer der in der Folge so blühenden
teutschen Städte. Die Ungarn schlug er endlich in 2 Schlachten, am
entscheidendsten bei Merseburg (933). Gleichgroß war sein Sohn
und Nachfolger
Lttol. oder dergroße (936—973), der mit kräftiger Hand
die vielen Empörungen im Innern niederschlug, und die wiederkeh-
renden Ungarn auf dem Lechfelde bei Augsburg(955)so völlig
besiegte, daß sie von dieser Zeit an von ihren Raubzugen abstanden.
Auch zog er nach Italien, wo bald nach Karl dem Großen eine
arge Verwirrung und Sittenlosi'gkcit eingerissen war, empfing zu
Mailand die eiserne Krone der Lombarden und zu Rom die
Kaiserkrone (962). Von dieser Zeit an bildete sich die Vorstel-
lung aus, daß nur der teutsche König zugleich Kaiser sein könne,
und daß, wie der Papst im Kirchlichen, so dieser im Weltlichen den
Mittelpunkt der Christenheit darstelle, also alle übrigen christlichen
Könige und Herrscher gleichsam Vasallen des teutschen Kaisers seien.
So kam viel Glanz an Teutschland, und dieses ward das Land, von
dem bei dem vielseitigen und stäts bewegten Leben seiner Bewohner
alle großartigen Erscheinungen des Mittelalters vorzüglich ausgingen.
Aber der Besitz Italiens und der Kaiserkrone brachte den teutschen
Königen zugleich auch viele bittere Früchte, indem sie nicht selten mit
den Italienern und Päpsten in verderlichen Streit über die gegenseiti-
gen Rechte geriethen. So hatten schon die beiden folgenden Kaiser
Otto Ii. (973 — 983), und
Otto Iii. (983 —1002) blutige Kampfe in Italien zu beste-
hen, und fanden dort früh ihren Tod. Auf Otto Iii. folgte sein
Vetter, der Herzog von Baiern,
Heinrichii. oder Heilige(1002), mit dem 1024 der sächsi-
sche Mannsstamm ausstarb.
§. 65.
Die fränkischen oder salischen Kaiser. 1024 — 1125. Gregor Vii. und Heinrich Iv.
Die fränkischen Könige waren meist durch Einsicht und Kraft
ausgezeichnet; ihr festes Streben ging dahin, die Einheit Teutschlands
zu retten, mdem sie die Krone in ihrem Hause erblich machen und
die übermächtigen Beamten des Staates, wie Herzoge, Grälen u. s. w
auf ihre ursprüngliche Bestimmung zurückführen wollten.
7*
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TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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Extrahierte Personennamen: Konrad Heinrich_I. Heinrich Heinrich Lttol Karl Karl Otto Otto Otto Gregor_Vii Gregor Heinrich_Iv Heinrich
88
Konrad Ii. (1024 — 1039), Herzog von Franken, vereinigte
mit Teutschland das schöne burgundische oder arelatische Reich,
über welches, so wie auch über Polen und Böhmen, die teutschen
Kaiser langst schon die Oberlehnsherrlichkeit ausübten. Toulon
und Marseille waren damals teutsche Seestädte. Noch gewaltiger
herrschte sein Sohn
Heinrich Hi. (1039 —1056), der selbst Ungarn auf einige
Zeit von Teutschland abhängig machte, Päpste, die sich durch Si-
monie erhoben hatten, so wie auch Herzoge absetzte, um Würdigere
an ihre Stelle zu bringen. Beständig zog der große und fromme
Kaiser im Reiche umher, um selbst Recht und Gerechtigkeit zu hand-
haben, und starb nur zu früh für seine großen Plane erst 39 Jahre
alt. Sein sechsjähriger Sohn
Heinrich Iv. (1056 —1106) hatte vortreffliche Anlagen, aber
durch eine verkehrte Erziehung, zuerst bei seiner Mutter Agnes,
dann, als dieser der Prinz zukaiserswerth geraubt wurde, bei dem
strengen Erzbischöfe Hanno von Köln, und zuletzt bei dem zu nach-
sichtigen Erzbischöfe Adalbert von Bremen, verderbt, ward er
sittenlos, ohne Festigkeit und zur Willkür geneigt. Als Heinrich
wehrhaft und mündig geworden, drückte er besonders die Sachsen,
zwischen denen und den Franken seit Karl dem Großen nie ruhender
Haß und Mißtrauen herrschte. Er legte in Sachsen viele Zwing-
burgen an, um das Land im Zaume zu halten, und hielt sich meist
dort auf, was der Provinz durch die Lieferungen an den kaiserlichen
Hof äußerst schwer siel. Endlich, als Bitten und Vorstellungen nichts
fruchteten, griffen die Sachsen zu den Waffen, verjagten den Kaiser
und zerstörten seine Burgen. Aber Heinrich sammelte ein Heer,
und schlug die Sachsen an der Unstrut (1075). Jetzt brachten diese
ihre Klagen vor den päpstlichen Stuhl, auf dem seit 1073 Gregor
Vii. (Hildebrand von Savona, eines Zimmermanns Sohn)
saß. Dieser außerordentliche Mann, ausgezeichnet durch Gelehrsam-
keit, sittliche Reinheit und den unerschütterlichsten Muth, dem, was
er für recht und gut hielt, Alles zum Opfer zu bringen, hatte sich das
große Ziel gesetzt, die Kirche vom Staate unabhängig zu machen, um
jene vom Untergänge zu retten. Nicht alle Mittel, die er für seinen
Zweck anwendete, mögen für alle Zeiten passend sein; für jene waren
sie wohlthätig und nothwendig, wenn nicht eine furchtbare Allgewalt
der Herrscher und ein geistliches Kastenwesen die Entwicklung der
Menschheit hindern sollte. Gregor ließ darum auf Concilien fest-
setzen, daß die Geistlichen unverheurathet bleiben sollen (Cölibat);
daß kein Geistlicher ein Kirchenamt aus den Händen eines Weltlichen
(Laien) empfangen (Investitur) und daß kein geistliches Amt durch
Geld erkauft werden solle (Simonie). Schon unter einem frühe-
ren Papste hatte Gregor es dahingebracht, daß festgesetzt wurde,
die Wahl des Papstes selbst solle nicht mehr von dem römischen
Volke, oder von dem Kaiser, ausgehen, sondern den Geistlichen an
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: 88
Konrad_Ii Konrad Heinrich_Hi Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Agnes Hanno_von_Köln Heinrich Heinrich Karl Karl Heinrich Heinrich Gregor
Vii Gregor Gregor Gregor Gregor Gregor
86
höheren Staatsbeamten, wie Herzogen u. s. w., ein hoher Adel,
dessen Macht den größten Einfluß auf die Verwaltung des Reiches
übte und den Königen selbst gefährlich wurde. Ja jene mußten nach
und nach wahre Landesfürsten werden, da sie von ihren großen
Lehnsgütern wieder an kleinere Besitzer vergaben, um diese zu beson-
derer Treue und Dienstleistung gegen sich zu verbinden, und dadurch
ihre Macht zu erhöhen (Afterlehen, Afterlehnsleute). Diese
standen darum nur mittelbar unter dem Kaiser. Doch erwehrten
sich viele kleinere Gutsbesitzer, bald auch die Bürger vieler Städte,
solcher drückenden Verhältnisse und bildeten die sogenannte unmit-
telbare Reichsritterschaft und freien Städte.
So begann Teutfchland in eine Vielherrschaft zu zerfallen, welche
der Einheit und Kraft des Ganzen sehr nachtheilig ward. Und doch
wäre diese nie nöthiger gewesen als um diese Zeit, da Teutfchland von allen
Seiten von Feinden angefallen und schrecklich verwüstet wurde. So beson-
ders von den Ungarn oder Magyaren, welche, ein kühnes und wildes
Reutervolk, das aus Asien gekommen, von ihren heutigen Wohnsitzen
aus alljährlich verheerende Raubzüge in die benachbarten Länder unter-
nahmen; und von den Normannen, welche auf ihren flachen, zahl-
losen Kähnen den Rhein herauf bis Koblenz vordrangen. Aus
Teutfchland schlug sie zwar Arnulf (großersieg bei Löwen 891),
und aus England Alfred der Große (ch 901) zurück. Aber in
Frankreich mußte man ihnen eine der schönsten Provinzen, die von
ihnen genannte Normandie, abtreten (Rollo 911), welche ihre
Herzoge als ein Lehen von Frankreich beherrschten. Einer derselben,
Wilhelm der Eroberer, ging nach England hinüber und wurde
durch die blutige Schlacht bei Hastings 1066 Herr des Landes.
Da seine Nachfolger als Herzoge der Normandie zugleich Vasallen
der Könige von Frankreich waren, so entstanden aus solchem Ver-
hältnisse durch das ganze Mittelalter hindurch zwischen Frankreich und
England langwierige und heftige Kämpfe. (Das Mädchen von
Orleans, Jeanne d'a r c, 1429 zur Zeit des Königes Karl Vii.).
Erst 1558 verloren die Engländer mit Calais ihre letzte Besitzung
in Frankreich.
Auch in Unteritalien hatten sich normännische Schaaren
niedergelassen, und dort, wie in Sicilien, seit 1050, ein blühendes
Königreich gestiftet.
8- 64.
Die sächsischen Kaiser. 918 — 1024.
Nach dem Ausgange der Karolinger (911) wählten die Teut-
schen, der alten Sitte eingedenk, Konrad I. (911—918), einen frän-
kischen Grafen, zum Könige.
Von dieser Zeit an war Teutfchland ein Wahlreich, was viel
zur Zersplitterung desselben beitrug, obgleich man gern bei einer
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Extrahierte Personennamen: Rollo Wilhelm Jeanne_d'a Karl_Vii Karl Konrad_I.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Asien Rhein England Frankreich Frankreich England Frankreich Frankreich England Frankreich Unteritalien Sicilien
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könnten, ihr eigenes. Um dieser Aussage Glauben zu verschaffen, stellten sie ihre Zelte weit aus einander 'und zündeten viele Feuer im Lager an. Als die Feinde dies sahen und hörten, gerieten sie in Furcht und wagten den Krieg nicht, womit sie gedroht hatten.
Sie hatten jedoch unter sich einen ungemein stärken Mann, auf dessen Kräfte sie vertrauten; den allein stellten sie für alle in den Kampf. Den Longobarden ließen sie sagen, sie möchten auch einen aus ihren Leuten, welchen sie wollten, wählen, daß er mit jenem einen Zweikampf ausfechte und zwar unter der Bedingung, daß wenn ihr Kämpfer den Sieg davon trüge, die Longobarden auf dem Wege, den sie gekommen, wieder umkehrten; würde er dagegen von dem andern überwunden, so wollten sie ihnen den Zug durch ihr Gebiet nicht mehr verwehren. Als nun die Longobarden nicht wußten, wen sie von ihren Männern jenem gewaltigen Manne entgegenstellen sollten, da bot sich einer aus der Knechtschaft von freien Stücken dazu an unter der Bedingung, daß er und seine Nachkommen, im Fall er Sieger bleibe, in den Stand der Freien ausgenommen werde. Das versprachen sie ihm. Er zog aus gegen den
Feind, kämpfte und siegte. Seinem Wuusche gemä^ ward er darauf freigesprochen und erwarb den Longobarden ungehinderten Durchzug, worauf sie glücklich in das Land zu Moringen und Patespruua (Paderborn) einrückten.
4. Nachdem sie dort eine Zeitlang verweilt, besetzten sie die Striche Anthaib, Banthaib und Wurgumhaib, wo sie auch noch nicht blieben, sondern durch Rugiland (am Regen) zogen, eine Zeit
über im offenen Felde wohnten, mit den Herulern, Gepiden und
Goten Händel hatten, und zuletzt, nachdem einige nach Fulda zurückgekehrt , nutet ihrem König Alboin in Italien festen Sitz nahmen.
10. Wittekinds Taufe.
ilmtge Jahre hatte das Volk der Sachsen unter Anführung Wittekinds dem Frankenkönig Karl tapferen Widerstand geleistet. Nun ereignete es sich einstmals, daß Karl mit seinem Kriegsvolk zu Bardowik lag an dem Wasser, die Aue geheißen. Da zog Wittekind gleich wie ein Bettler zerrissene Plündern an, setzte sich bei Nacht in ein Schiff und fuhr den Fluß hinab bis an das Lager. Dort stieg er aus und ging hinein, wollte der Franken Ordnung und Gelegenheit auskundschaften. Solches geschah eben am Osterlage, als die Christen nach ihrer Gewohnheit das heilige Abendmahl feierten.
Nun ließ König Karl an allen großen Festtagen den armen Leuten Geld geben um Gottes willen, einem jeglichen einen Silberpfennig: daher folgten ihm dieselben nach, wo er war. Als er nun an diesem Tage aus der Kirche ging, saßen die Bettler am Wege, und unter ihnen auch Wittekind und streckte seinen Arm aus, den Pfennig zu empfangen. Weil er aber an seiner rechten Hand einen krummen Finger hatte, ward er dabei erkannt und ergriffen und
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl